Wozu eignet sich eigentlich eine lokale Cloud Region Österreich?

Florian Slezak

Florian Slezak

Cloud Region Lead Microsoft Österreich

Lesezeit, 7 min.

Mit der Ankündigung einer neuen Cloud Region „Austria East“ aus Rechenzentrumsstandorten in Österreich hat Microsoft einen Meilenstein für die Digitalisierung in Österreich gesetzt. Künftig werden unsere kommerziellen Kunden die Möglichkeit haben, die Microsoft Cloud Services, Azure, Microsoft365, Dynamics365, PowerPlatform mit lokaler Datenspeicherung und Verarbeitung in österreichischer Cloud Infrastruktur zu nutzen, krisensicher durch lokal erzeugten, nachhaltigen österreichischen Strom betrieben. Damit stellt sich die Frage, für welche Anwendungsfälle eignet sich eine lokale Cloud Region am besten? Welche Vorteile ergeben sich bei der Nutzung von Cloud Services aus Österreich? Im Folgenden soll auf diese Fragen zur Erläuterung mit praktischen Beispielen zu IaaS und PaaS eingegangen werden.

Vorteile einer lokalen Cloud Region

Cloud ist global, Cloud ist omnipräsent. Diese zwei Attribute werden meist genannt, wenn über IT-Services „aus der Wolke“ gesprochen wird. Stimmt auch, allerdings geht damit nicht notwendigerweise einher, das Kunden ihre Workloads von weit entfernten Infrastrukturen beziehen müssen oder ihre Daten in unbekannten Rechenzentren auf der ganzen Welt verteilt werden. In der Microsoft Cloud bieten wir unseren kommerziellen Kunden weltweit mit über 60 Region mehr Möglichkeiten der Kontrolle über Service- und Daten-Residenz als jeder andere Cloud Provider.

Die Gründe, warum Kunden, lokale Cloud Region nutzen möchten, lassen sich in 3 wesentliche Kategorien unterteilen.

Technische Überlegungen
Bei Nutzung von Cloud Services stellt sich oft das Problem, dass aufgrund der physischen Distanz zwischen dem eigenen Standort und der Cloudinfrastruktur (oft in anderen Kontinenten) längere Antwortzeiten (sog. „Latenz“) in Kauf genommen werden müssen. Dadurch werden komplexere Architekturen schwieriger umzusetzen (zB. mit zusätzlicher lokaler Infrastruktur). Das können zum Beispiel IoT Szenarien sein oder Anwendungen, die viel Datentransfer zwischen lokalen und cloudbasierten Infrastrukturen erfordern oder, die viel Logik in dezentrale Clients laden und ausführen. Je physisch näher nun eine Cloudinfrastruktur vom Nutzer angesiedelt ist, desto kürzer ist auch der Weg, den die Daten außerhalb und innerhalb des internen Hochgeschwindigkeitsnetzwerks des Cloudproviders zurücklegen müssen. Eine „Cloud vor der Haustür“ lässt so potentielle Verkürzungen der Netzwerk-Roudtripzeit zwischen 30-50% gegenüber Cloudservices vom ausländischen europäischen Festland oder 75% und darüber von Cloudservices aus Übersee erwarten.

Regulative Gründe
Die Speicherung und Verarbeitung von Daten innerhalb der Grenzen des eigenen Landes wird vielen unserer Kunden die Erfüllung ihrer regulatorischen Anforderungen an IT Sicherheit und Compliance noch mehr erleichtern. Schon bisher war es möglich innerhalb der EU Data Boundary die Microsoft Cloud Services in Übereinstimmung mit vielen datenschutzrechtlichen, sicherheitsrelevanten oder industriespezifischen Standards zu nutzen. Durch unsere Angebote wie Advanced Data Residency für Microsoft365 oder Azure IaaS und PaaS Services, die Datenspeicherung und -verarbeitung in Rechenzentren innerhalb Österreichs erlauben, bestehen hier nun zusätzliche Möglichkeiten.

Strategische Positionierung
Schließlich hören wir von vielen Kunden, dass Cloudservices aus Österreich auch ihre strategische Positionierung besser unterstützen. Sei es als österreichisches Unternehmen bewusst Infrastrukturen und Ressourcen im Land zu nutzen, die Arbeitsplätze im Land schaffen oder im Rahmen der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie mit den Microsoft Rechenzentren, die zu hundert Prozent mit erneuerbarem Strom aus Österreich betrieben werden, auf Cloud als „öffentlichen Nahverkehr für IT“ zu setzen.

Durch diese Aspekte ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die künftige Cloud Region Österreich. Im Folgenden ein paar praktische Anwendungsfälle, wie unsere Kunden in Zukunft unsere lokale Infrastruktur nutzen möchten 1).

Verteilte und abgesicherte IT-Infrastruktur als Vorbeugung für den Krisenfall
Mit der Vielzahl an sicherheitsbezogenen Regularien und Standards, die für europäische Unternehmen teilweise schon jetzt und in Zukunft relevant werden (NIS2, DORA, ENISA, EU Cyber Security Act, Cyber Resilience Act…) steigt die Notwendigkeit einer sicheren, flexiblen und resilienten IT Strategie. Traditionelle eindimensionale Konzepte reichen hier nicht mehr aus, den Anforderungen der Zukunft zu genügen. Es braucht mehrschichtige, hybride Konzepte, die verschiedene IT-Betriebskonzepte (on-premises, outsourced, IaaS/PaaS/SaaS etc…) miteinander effizient und resilient verzahnen. Cloudservices und -rechenzentren, die Teil der österreichischen Infrastruktur sind und im Rahmen von NIS2 als wesentlicher Dienst im Land erfasst sind, stellen hier ein wichtiges Element für ein krisensicheres IT Betriebskonzept zur Business Continuity und Desaster Recovery Planung dar. So können Workloads flexibel zwischen Infrastrukturen verschoben werden (zum Beispiel im georedundanten Design) und im Krisenfall ist, selbst wenn ganze Standorte auch nur temporär ausfallen sollten, ein Weiterbetrieb wichtiger Services durch die Verfügbarkeit der Cloud ermöglicht.

Virtuelles mobiles Büro aus der österreichischen Cloud
Mobiles Arbeiten von unterwegs bzw. im Homeoffice ist (zumindest zeitweise) in den letzten Jahren zur Norm geworden. Damit steigen die Risiken durch die Verwendung oft wenig geschützter privater Netzwerke und Geräte, sowie zunehmender Angriffe auf Geschäftsemails und Identitäten. Durch Desktop-Virtualisierung aus gemanagten und abgesicherten Cloud Infrastrukturen mit Zero Trust Absicherung können die wertvollen Unternehmensdaten und Ressourcen auch bei Zugriff der Mitarbeiter von externen Standorten geschützt werden. Werden diese Virtualisierungen aus Rechenzentren innerhalb Österreichs zur Verfügung gestellt verbleiben nicht nur die Daten im Land, sondern die Performance der Lösung steigt auch durch die Kürze des Übertragungsweges, was ein unterbrechungsfreies und flüssigeres Arbeitserlebnis ermöglicht.

Effiziente und nachhaltige Datacenter Cloud Migration
Durch die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft und Prozesse steigen die Anforderungen an den IT Betrieb zunehmend. Innovationszyklen werden immer kürzer und so muss laufend in die Systeme investiert werden. In Zeiten steigender Kapitalkosten durch hohe Zinsen, steigender Lohnkosten, immer kritischer werdender Fachkräftemangel, sowie schwer berechenbaren Energiekosten, entscheiden immer mehr Unternehmen, ihre eigenen Infrastrukturen und Rechenzentren zu verkleinern. Cloud als flexible und skalierbare Bereitstellungsmöglichkeit modernster IT Services (Stichwort AI…) stellt hier eine optimale Alternative dar Ressourcen effizient zu nutzen, bei der auch nur die operativen Kosten für die tatsächliche Nutzung anfallen. Durch Nutzung dieser Services (idealerweise unter Nutzung unseres Well-Architectured-Frameworks) aus Infrastrukturen im Lande und Migration in die lokale Cloud, die darüber hinaus (im Fall der Microsoftrechenzentren) zu 100% mit erneuerbarer Energie aus Österreich betrieben werden, können so nicht nur kapitalintensive Anlagen reduziert werden, sondern auch der eigene ökologische Fußabdruck verkleinert werden. (Interessant auch in diesem Zusammenhang unser Konzept des „Circular Datacenters„, das natürlich auch in Österreich zur Anwendung kommen wird und in dem wir 90% unserer Hardware wiederverwenden.)

Lokale Cloud Data Analytics
„Data is the new oil“ – wer kennt nicht diese oder ähnliche Aussagen. Aber noch wichtiger als das reine Sammeln von Daten ist deren geschäftsrelevante Auswertung zu Informationen, um fundierte und richtige Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Bei der Nutzung von Datenspeicherungs- und -auswertungsservices aus einer lokalen Cloud verbleiben nicht nur die gesammelten Rohdaten (in verschlüsselter Form) im Land, sondern auch die Auswertung und Verdichtung zu Entscheidungsgrundlagen kann in modernster und sicherer Cloud-Infrastruktur in Österreich erfolgen. So müssen geschäftskritische Daten nicht mehr das Land verlassen, sondern können souverän gesichert lokal bleiben.

Mit der ersten Cloud-Rechenzentrumsregion in Österreich setzt Microsoft neue Maßstäbe für Möglichkeiten, innovative Cloud Services sicher und nachhaltig aus lokalen Infrastrukturen zu nutzen. Neben den erwähnten Anwendungsfällen für IaaS und PaaS Services werden natürlich auch unsere SaaS Offerings wie Microsoft365, Dynamics365 und PowerPlatform mit lokaler Datenhaltung die Anforderungen unserer Kunden bedienen können. Somit steht einer erfolgreichen Weiterentwicklung der eigenen IT mit den modernsten und sichersten Cloud-Services aus Österreich nichts mehr im Wege.

Weitere Informationen:
Die Microsoft Cloud Österreich als grünes Innovationsprogramm für den Standort
Wie die Microsoft Cloud verantwortungsvoll und sparsam wertvolle Energieressourcen nutzt
Nachhaltige Technologie mit Microsoft Azure
Speicherung und Verarbeitung von Daten in der EU | News Center Microsoft
Wie die Cloud meine Daten souverän geschützt regional speichern kann

Hinweis:
1) Die erwartete Serviceverfügbarkeit beruht auf Informationen mit Stand Juni 2023. Eine definitive Liste der künftig verfügbaren Microsoft Cloud Services in der Region „Austria East“ werden wir zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Launch an dieser Stelle kommunizieren.

VERBUND und Microsoft schließen eine Partnerschaft

VERBUND und Microsoft gehen eine technologische Partnerschaft ein, die auch weit über die Grenzen der beiden Unternehmen wirken soll.

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