Finanzdienstleister setzt auf die Zukunft der Bots
Raiffeisen hat einen Chatbot entwickelt, um wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre Kunden besser bedienen zu können.
Florian Slezak
Cloud Region Lead Microsoft Österreich
In unserer vernetzten Welt ist Digitalisierung der Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg. Während der pandemiebedingten Krise, beim wirtschaftlichen Restart danach, und auch jetzt während der aktuellen Lieferkettenkrise zeigt sich, digital hat die Nase vorn… Doch nutzen wir in Österreich die digitale Chance bestmöglich? Oder lassen wir Potential liegen? Wie können wir noch besser die Möglichkeiten, die uns die neuesten Technologien bieten, nutzen?
Es hat sich in den letzten Monaten gezeigt, dass jene Unternehmen, die frühzeitig begonnen haben, Cloudtechnologien zu nutzen, besser durch die Krise der Pandemie kommen und auch schneller einen Neustart bewältigen. Und je mehr Unternehmen digitale Systeme zum Management ihrer Lieferketten nutzen, desto eher können sie auch der aktuellen Supply Chain Krise begegnen.
Wie eine jüngste Studie der Unternehmensberatung Accenture mit der IV (Industriellenvereinigung) zeigt, erzielen Unternehmen mit höherem Digitalisierungsgrad ein deutlich größeres Wachstum. Diese Unternehmen schaffen auch deutlich mehr Arbeitsplätze als vergleichbare Unternehmen mit geringerem Digitalisierungsgrad.
Zwar hat sich Österreich im aktuellen Digitalisierungsindex der EU etwas verbessert, liegt aber dennoch gerade mal so an der zehnten Stelle, obwohl wir in diesem Jahr gemäß Prognose der Europäischen Kommission nach Wirtschaftsleistung pro Kopf das fünft-wohlhabendste Land wären. Gerade die Bereiche „Nutzung von Massendaten“, „IT-Ausbildung durch Unternehmen“ oder „Cloudcomputing“ zeigen teils deutlichen Aufholbedarf. Vor allem im Mittelstand liegt in Österreich noch viel Potential brach, wie die oben erwähnte Accenture Studie zeigt. Der Wirtschaftsstandort steht ganz klar unter hohem Wettbewerbs- und Innovationsdruck. Wollen wir im internationalen Kampf um Wachstum, Wohlstand und Talente auf die Überholspur, müssen wir unser Tempo bei der Akzeptanz und Nutzung neuer Technologien beschleunigen. Die gute Nachricht ist, dass wir es selbst in der Hand haben, wir können uns als Wirtschaftsstandort in die Polepostion bringen. Wir müssen aber die Chancen der Digitalisierung, nämlich einfachere und schnellere Innovation, raschere und zielgerichtetere Ausbildung notwendiger Kompetenz, höhere Sicherheit unserer Daten und größere Nachhaltigkeit bei der Nutzung digitaler Ressourcen, jetzt nutzen.
Innovation ist der primäre Eckpfeiler für Wachstum und heute nur mehr in Kombination mit Digitalisierung denkbar. Cloud-Technologie birgt für den Wirtschaftsstandort Österreich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Sie schafft Chancengleichheit zu einem unschlagbaren Kostenmodell, da nur die tatsächliche Nutzung der Technologie bezahlt werden muss. Der initiale Aufbau und Betrieb solcher Ressourcen ist mit gigantischen Investitionen verbunden ist, die sich kaum Unternehmen, ja Staaten leisten können. Die Cloud ermöglicht so, dass Klein- und Mittelbetriebe großen Unternehmen auf Augenhöhe begegnen und Start-ups ihre innovativen Lösungen bei branchenführenden Großunternehmen zum Einsatz bringen können. Darüber hinaus stehen diese Möglichkeiten bei entsprechender Infrastruktur auch in ländlichen Regionen gleichermaßen zur Verfügung und ermöglichen so auch Chancengleichheit für Regionen. Durch die Cloud demokratisieren wir Innovation für alle Segmente und Regionen.
Ein schönes Beispiel ist das Grazer Unternehmen Blackshark.ai, das mit Hilfe der Cloud in kürzester Zeit 1.5 Mrd photorealistische 3-D Gebäude für die Darstellung im Microsoft Flugsimulator berechnen konnten.
Aber Technologie allein reicht nicht. Wir benötigen Menschen, die damit umgehen können. Die Notwendigkeit digitaler Fähigkeiten wird noch mehr und nicht nur in klassischen IT-Rollen massiv zunehmen. Schon heute haben digitale Prozesse in Rollen wie Vertrieb, Marketing, aber auch Produktionsplanung, Logistik und Entwicklung Einzug genommen und die Prozesse beschleunigt bzw. die Qualität erhöht. Das World Economic Forum schätzt den Anteil an Core-Skills, die Arbeitnehmer in den nächsten 5 Jahren neu lernen müssen auf 40%. Die Entwicklung digitaler Systeme schreitet in jeder Branche zügig voran. Seit ein paar Jahren werden weltweit bereits mehr IT Kräfte in nicht-IT Unternehmen eingestellt als in traditionellen IT-Firmen. Am Wirtschaftsstandort Österreich fehlen zehntausende IT-Kräfte, um digitale Lösungen zu implementieren und mehr denn je Arbeitnehmer*innen mit digitalen Fähigkeiten um diese Lösungen effektiv zu nutzen. Um das volle Potenzial des technologischen Fortschritts entfachen zu können, braucht es eine starke Förderung des Aufbaus digitaler Kompetenzen. Hier können neue Lehr- und Lernmethoden, wie digitale Portale helfen. Und es braucht vermehrt Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg, um flexibel, schnell und zielgerichtet benötigte Kompetenz aufzubauen. Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung der erwähnten Konzepte ist der von ETC, ePunkt und Microsoft ins Leben gerufene Skills Campus, der seit Jahren IT-Kräfte für Österreichs Unternehmen ausbildet.
Um unsere Umwelt für uns und kommende Generationen zu schützen, müssen wir die Welt besser verstehen. Daten helfen uns dabei. Durch Digitalisierung und Virtualisierung von Geschäftsprozessen optimieren Unternehmen heute Zum Beispiel Lieferketten, Wartung und Logistik. Virtuelle Meetings und Abstimmungen ersetzen Flugreisen oder Autofahrten. IT Services aus der Cloud zu beziehen, stellt die ressourcenschonendste Form von IT Nutzung dar. Durch Skaleneffekte und modernste Technologien erreichen Cloudrechenzentren eine bis zu 90% höhere Effizienz als traditionelle Rechenzentren. Durch neue Technologien erlangen wir ein besseres Verständnis wir unsere Taten auf die Tier- und Planzenwelt unseres Planeten einwirken. Schon bald wird eine umfassende, regelmäßige Umweltbilanz für jedes Unternehmen so normal sein, wie heute ein wirtschaftlicher Jahresabschluss. So schaffen wir mit digitalen Möglichkeiten gemeinsam neue Wege, um Ressourcen smarter und effizienter einzusetzen und unsere Umwelt zu schonen.
Globale, professionelle und teilweise staatliche Bedrohungsszenarien benötigen eine strategische Zusammenarbeit, großflächige Investitionen und einen hohen personellen (Expert*innen-)Einsatz, um Datensicherheit gewährleisten zu können, wie Microsoft’s Digital Defence Report zeigt. Durch den Einsatz neuester Cloud-Technologien und innovativen Sicherheitskonzepte kann gewährleistet werden, dass Informationen stets sicher sowie nutzbar zur Verfügung stehen. Leider herrscht jedoch noch großes Unbehaben vor, meist hervorgerufen durch Unkenntnis, wie sicher Cloudtechnologien sind. Das Resultat ist leider oft ein generelles Verbot neuer Technologien, um erst gar kein Risko beherrschen zu müssen. Allerdings bringt man sich so um sämtliche Chancen, der neuen Technologien, wie oben beschrieben Wir müssen weg von einer Verbots- hin zu einer Chancendebatte. Was können uns neue Technologien bringen und wie kann ich potentielle Risiken kalkulieren und beherrschen.
Es braucht eine Beschleunigung und Öffnung in Österreich. Das beginnt damit, dass wir eine positive Stimmung in Richtung der neuen Technologien aufbauen. Es braucht eine Chancenkultur, in der zunächst die Möglichkeiten neuer Technologien betrachtet werden und danach dafür gesorgt wird, dass verbundene Risiken beherrscht werden. Themen wie Digitalisierung und Cloud-Technologien sind in der öffentlichen Wahrnehmung leider zu oft noch negativ behaftet. Es sind für viele abstrakte Begriffe, deren Bezug zur praktischen Umsetzung unklar ist. Chancen und Nutzen dieser Technologien müssen daher mit Praxisbeispielen aus österreichischen Unternehmen und Organisationen greifbar gemacht werden.
Es gibt diese Beispiele in Österreich. Lassen wir diese Beispiele für sich sprechen und zeigen, welches Potential in Österreich noch erweckt werden kann, wenn wir uns neuen Technologien auf einer breiteren Basis nicht verschließen, sondern sie aktiv zur Weiterentwicklung unseres Standorts aufnehmen. Wir müssen jetzt handeln, wollen wir im internationalen Wettlauf um Digitalisierung, der über Wirtschaftsleistung, Wohlstand und Chancen für unsere Jugend entscheidet, nicht signifikant zurückfallen.