Während der Hype um Artificial Intelligence (AI) und ihre potenzielle Rolle als treibende Kraft für transformative Veränderungen in Unternehmen und Branchen allgegenwärtig ist, gibt es nur wenige Einblicke dazu, was Unternehmen tatsächlich tun um die Vorteile von AI zu nutzen. Der von EY (Ernst & Young) durchgeführte Artificial Intelligence Report zielt darauf ab ein tieferes Verständnis dafür zu bekommen, wie Unternehmen derzeit mit AI und ihren Herausforderungen sowie Möglichkeiten umgehen.
Für tiefere Einsichten in das Thema AI in Europa, haben wir mit GeschäftsführerInnen und ManagerInnen in 277 Unternehmen, aus 7 Branchen und 15 Ländern in Europa Umfragen und/oder Interviews durchgeführt. Im folgenden Text finden Sie eine kurze Zusammenfassung dessen, was sie zu sagen hatten.
AI ist ein „heisses Thema“ – aber vorwiegend auf Ebene der Geschäftsleitung
71% der Unternehmen geben an, dass AI auf Führungsebene ein wichtiges Thema ist. Deutlich geringer ist der Anteil auf Ebene der Angestellten: in nur 28% der Unternehmen wird hier AI als wichtiges Thema gesehen. Interessanterweise sehen auch nur 38% der Vorstände und Aufsichtsräte in den befragten Unternehmen AI als wichtig an.
Die meisten Vorteile werden in der „Optimierung der Geschäftsprozesse“ erwartet, „Kundenbindung“ liegt auf Platz zwei
89% der befragten, europäischen (80% der Schweizer) Unternehmen erwarten, dass AI ihre Geschäftsprozesse optimiert.
Weiteres erwarten 74% europäischer (85% der Schweizer) Unternehmen, dass AI der Schlüssel zur Kundenbindung sein wird. Beispielsweise durch die Verbesserung der Benutzererfahrung, die Personalisierung von Inhalten oder die Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit.
Die Befragten auf Führungsebenen, sehen die Kundenbindung als wichtigsten Vorteil von AI. Unter den erfahrensten Unternehmen in Bezug auf AI, erwarten ganze 100% das intelligente Technologien ihnen bei der Kundenbindung helfen werden. Unter den weniger „reifen” Unternehmen sind es dagegen nur 63%.
Die Nutzung von AI zur „Transformation von Produkten und Dienstleistungen“ wird von 65% der befragten europäischen (85% der Schweizer) Unternehmen als wichtiger Vorteil gesehen.
Die Chance, Mitarbeiter durch intelligente Technologien in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, sehen nur 60% der europäischen Unternehmen (50% der Schweizer) als generierter Vorteil von AI.
AI wird künftig Einfluss auf völlig neue Geschäftsfelder haben
56% der europäischen (55% der Schweizer) Unternehmen erwarten, dass AI einen hohen oder sehr hohen Einfluss auf Geschäftsfelder haben wird, die „dem Unternehmen heute noch völlig unbekannt sind“.
65% der europäischen (75% der Schweizer) Unternehmen erwarten, dass AI einen hohen oder sehr hohen Einfluss auf das Kerngeschäft haben wird. Da AI Unternehmen in Zukunft vermutlich Wege in völlig neue Bereiche eröffnen wird, ist es nicht überraschend, dass sie zunehmend zum zentralen Thema für die Geschäftsleitung wird.
AI Expertise
Trotz der erwarteten, massiven Auswirkungen von AI, ist die breite Anwendung intelligenter Technologien in Europa noch selten und die Expertise europäischer Unternehmen ausbaufähig. Nur 4% der Gesamtstichprobe (0% der Schweizer Unternehmen), geben an, AI bereits aktiv in vielen Unternehmensprozessen und fortgeschrittenen Anwendungen zu nutzen (im Report als „am weitesten fortgeschritten“ bezeichnet.
Nur 4% der Unternehmen nutzen AI aktiv in ‚vielen Prozessen und fortgeschrittenen Anwendungen‘
Weitere 28% (in der Schweiz 35%) der Unternehmen setzen AI sehr selektiv in einem oder einigen wenigen Prozessen im Unternehmen ein.
Die Mehrheit, 61% der europäischen (75% der Schweizer) Unternehmen, planen oder experimentieren mit AI in frühen Pilotphasen. Und 7% der europäischen Unternehmen geben an, noch nicht über den Einsatz von AI nachzudenken und gelten daher als die am wenigsten fortgeschrittenen Unternehmen; in der Schweiz sind das 0%.
AI hat grosses Potenzial für viele Unternehmensbereiche
Am häufigsten wurde AI von den befragten Unternehmen im Bereich IT/Technologie implementiert (47% im Europa-Durchschnitt, 40% in der Schweiz), gefolgt von F & E Forschung und Entwicklung mit 36% (55% in der Schweiz) und dem Kundenservice mit 24% (10% in der Schweiz). Interessanterweise wird AI in einigen Unternehmensbereichen derzeit kaum eingesetzt. Selten ist der Einsatz im Bereich Beschaffung, wo derzeit nur 4% der europäischen (0% der Schweizer) Unternehmen AI einsetzen. Danach folgen HR mit 7% (5% in der Schweiz) und Produktmanagement mit 9% (15% in der Schweiz). Dies ist angesichts der vielen Anwendungsmöglichkeiten und vorhandenen Lösungen in diesen Bereichen überraschend.
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8 Schlüsselfunktionen für den AI-Erfolg
Die Befragten sollten 8 Funktionen, hinsichtlich ihrer Wichtigkeit, für den AI-Erfolg bewerten. Dabei erwiesen sich ‚Advanced Analytics‘ und ‚Datenmanagement‘ als die wichtigsten. Erst nach diesen beiden technologischen Aspekten, folgen menschliche Aspekte wie Führung und eine offene Kultur.
Anschliessend sollten auch die eigenen Fähigkeiten in den 8 Kompetenzbereichen eingeschätzt werden. Am wenigsten kompetent fühlen sich europäische Unternehmen in emotionaler Intelligenz und Führung. Führung ist dabei definiert als die Fähigkeit, eine AI-Transformation zu führen – durch die Vorgabe einer Vision, die Setzung von Zielen und die Sicherstellung einer breiten Akzeptanz, innerhalb der Organisation.
AI in der Schweiz
Zusammenfassend lässt sich für die 20 Schweizer Unternehmen, die an der Befragung teilgenommen haben, festhalten, dass sie die Wichtigkeit von AI für ihr Geschäft erkannt haben: für 75 Prozent ist AI mindestens so wichtig oder wichtiger als andere Digitalisierungsthemen.
Über die Hälfte der Unternehmen erwartet einen hohen bis sehr hohen Einfluss von AI auf ihr Kerngeschäft. Alle Schweizer Unternehmen berichten, dass sie sich irgendwo in der Mitte der AI-Reife befinden.
Verglichen mit den europäischen Unternehmen berichten mehr Schweizer Unternehmen, dass AI ein wichtiges Thema auf der Manager-Ebene ist. Dies wird durch die Ergebnisse gestützt, dass AI-Einsätze in den befragten Schweizer Unternehmen eher von einem Bottom-Up- statt einem Top-Down-Ansatz ausgehen.